Wie wird der S&P 500 bewertet?

Der S&P 500 wird häufig anhand mehrerer wichtiger Finanzkennzahlen bewertet, wobei das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) eine der gängigsten ist. Das KGV vergleicht den Kurs des Index mit den Gewinnen der im Index enthaltenen Unternehmen. Ein hohes KGV bedeutet, dass der Index im Verhältnis zu seinen Gewinnen teuer ist, was auf eine Überbewertung hindeuten kann.

Eine weitere Kennzahl ist das zyklisch bereinigte Kurs-Gewinn-Verhältnis (CAPE), bei dem der Durchschnitt der inflationsbereinigten Gewinne der letzten zehn Jahre herangezogen wird. Diese Kennzahl hilft, kurzfristige Schwankungen auszugleichen und bietet eine längerfristige Perspektive. In der Vergangenheit lag das durchschnittliche CAPE-Verhältnis bei etwa 16-17. In den letzten Jahren ist es jedoch auf über 30 gestiegen, was darauf hindeutet, dass der Markt im historischen Vergleich überbewertet sein könnte. Allerdings hat die Vorhersagekraft des CAPE-Verhältnisses in den letzten Jahren abgenommen.

Eine andere Möglichkeit, den S&P 500 zu bewerten, ist die Verwendung des Discounted-Cashflow-Modells (DCF) auf Indexebene. Bei diesem Ansatz wird der aktuelle Wert der zukünftigen Cashflows geschätzt, die von den im Index enthaltenen Unternehmen generiert werden. Die zukünftigen Cashflows der Unternehmen im S&P 500 werden von Analysten prognostiziert und mit einem Diskontierungssatz auf ihren heutigen Wert abgezinst. Durch Aggregation des geschätzten Barwerts der Cashflows aller Unternehmen im Index liefert das DCF-Modell eine Schätzung des inneren Werts des S&P 500. Liegt der aktuelle Indexstand über diesem geschätzten inneren Wert, kann dies ein Hinweis auf eine Überbewertung des Index sein.

Wie hat sich der S&P 500 im Laufe der Jahre entwickelt?

Der S&P 500 hat langfristig hohe Renditen erzielt. Seit seiner Einführung lag die durchschnittliche jährliche Rendite bei rund 10%. Diese Renditen schwankten jedoch und wurden von Marktzyklen und wirtschaftlichen Bedingungen beeinflusst. Während der Dot-Com-Blase Ende der 1990er Jahre stieg der Index beispielsweise aufgrund spekulativer Investitionen in Technologiewerte in die Höhe. Die Blase platzte Anfang der 2000er Jahre und führte zu einer scharfen Börsenkorrektur. Auch während der Finanzkrise 2008 verlor der Index mehr als 50% seines Wertes, bevor er sich dank niedriger Zinsen und Interventionen der Zentralbanken wieder erholte.

Zuletzt, nach der Covid-19-Pandemie, hat sich der S&P 500 nach einem anfänglichen Rückgang zu Beginn des Jahres 2020 rasch wieder erholt. Dank staatlicher Konjunkturprogramme, niedriger Zinssätze und starker Unternehmensergebnisse – insbesondere von Technologieunternehmen – erreichte der Index kurz darauf neue Höchststände. Nach einem drastischen Bewertungsrückgang im Jahr 2022 aufgrund steigender Zinsen erholte sich der S&P 500 im Jahr 2023 und in den Folgejahren angesichts niedrigerer Inflationsraten und einer robusten Konjunktur, insbesondere in den USA, rasch.

Was beeinflusst die Bewertung des S&P 500?

Mehrere Faktoren beeinflussen die Bewertung des S&P 500:

  1. Gewinnwachstum: Die Gewinne, die von den im Index enthaltenen Unternehmen erzielt werden, sind ein wesentlicher Faktor. Höhere Gewinne können steigende Aktienkurse rechtfertigen, während ein schwächeres Gewinnwachstum ein Zeichen dafür sein kann, dass der Index überbewertet ist.
  2. Zinssätze: Bei niedrigen Zinssätzen entwickeln sich Aktien tendenziell gut, da sie im Vergleich zu Anleihen attraktiver werden. Umgekehrt können steigende Zinsen einen Abwärtsdruck auf die Aktienkurse ausüben, da festverzinsliche Anlagen attraktiver werden.
  3. Inflation: Ab einem bestimmten Niveau führt eine hohe Inflation tendenziell zu einem Rückgang der Unternehmensgewinne und der Verbraucherausgaben, was sich negativ auf die Aktienbewertungen auswirken kann. Andererseits begünstigt eine niedrige und stabile Inflation tendenziell höhere Aktienbewertungen.
  4. Marktstimmung: Das Vertrauen und der Optimismus der Anleger können die Aktienkurse in die Höhe treiben, selbst wenn die zugrunde liegenden Fundamentaldaten die Bewertung nicht vollständig rechtfertigen. Umgekehrt können Angst und Pessimismus die Preise drücken.
  5. Geldpolitik: Die Zentralbanken, insbesondere die US-Notenbank, spielen eine entscheidende Rolle auf dem Aktienmarkt. Politische Massnahmen wie niedrige Zinsen und quantitative Lockerung haben in der Vergangenheit die Aktienkurse in die Höhe getrieben.

Ist der S&P 500 überbewertet?

Derzeit halten einige Analysten den S&P 500 für überbewertet. Das CAPE-Verhältnis, das weit über seinem historischen Durchschnitt liegt, deutet darauf hin, dass die Bewertung des Index ausgereizt ist und die Anleger von starken zukünftigen Erträgen und stabilen wirtschaftlichen Bedingungen ausgehen. Auch das traditionelle KGV liegt über dem historischen Durchschnitt, was die Befürchtung verstärkt, dass Aktien überbewertet sein könnten.

Einige argumentieren jedoch, dass die derzeit hohen Bewertungen gerechtfertigt sind. Die Zusammensetzung des S&P 500 hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert, wobei Technologieunternehmen wie Apple, Amazon und Microsoft – die für ihre hohen Gewinnspannen und ihr Wachstumspotenzial bekannt sind – eine grössere Rolle im Index spielen. In diesem Zusammenhang könnten die höheren Bewertungen die guten Ertragsaussichten dieser Unternehmen widerspiegeln. Zudem sind die Zinsen nach wie vor relativ niedrig. Dies macht Aktien attraktiver als Anleihen.

Was bedeutet das für Anleger?

Sollte der S&P 500 tatsächlich überbewertet sein, könnte dies für die Anleger ein Signal zur Vorsicht sein, da hohe Bewertungen das Risiko einer Börsenkorrektur erhöhen. Zu einer Korrektur könnte es kommen, wenn sich das Gewinnwachstum verlangsamt oder wenn sich die makroökonomischen Rahmenbedingungen – wie steigende Zinsen oder Inflation – ändern. Anleger könnten mit kurzfristiger Volatilität konfrontiert sein und sollten sich auf mögliche Verluste einstellen, wenn der Markt korrigiert.

Andererseits könnten einige Anleger eine längerfristige Perspektive einnehmen. In der Vergangenheit ist der Aktienmarkt trotz regelmässiger Korrekturen weiter gestiegen. Anleger, die ein diversifiziertes Portfolio beibehalten und sich auf fundamental starke Unternehmen konzentrieren, können selbst in einem überbewerteten Markt noch Wachstumschancen finden. Auch kann das sogenannte Cost Averaging – die regelmässige Investition eines festen Betrags – das Risiko verringern, zu einem ungünstigen Zeitpunkt in den Markt einzusteigen.

Ob der S&P 500 überbewertet ist, ist eine komplexe Frage. Viele Faktoren spielen eine Rolle, darunter die Unternehmensgewinne, die Zinssätze und die Marktstimmung. Während viele Indikatoren darauf hindeuten, dass der Markt im historischen Vergleich überbewertet sein könnte, bieten strukturelle Veränderungen in der Wirtschaft und niedrige Zinsen eine gewisse Rechtfertigung für diese Bewertungen. Anleger sollten sich mit Bedacht am Markt positionieren, ihre Portfolios diversifizieren und sich weiterhin auf langfristiges Wachstum konzentrieren, um potenziellen Risiken zu begegnen.

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