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Angepasste Zinssenkungserwartungen

Die beispiellosen Ausgaben der öffentlichen Hand zur Unterstützung der Wirtschaft während der Pandemie liessen die Inflation rasant ansteigen. Die Anleihenmärkte gerieten unter Druck, da die Zentralbanken mit raschen Zinserhöhungen auf die Teuerung reagierten. Obwohl in diesem Jahr viel über Zinssenkungen gesprochen wurde, dürften die Zinssätze noch länger hoch bleiben, da sich die US-Wirtschaft in der ersten Jahreshälfte widerstandsfähiger als erwartet gezeigt hat. Dementsprechend haben sich auch die Markterwartungen bezüglich der Zinssenkungen verändert. Von bis zu sieben US-Zinssenkungen im Jahr 2024 sind die Erwartungen seit Januar auf nur noch eine oder zwei gesunken. Aus unserer Sicht werden die Zinsen letztlich sinken, wenn auch nicht so stark wie von vielen erwartet.

US-Staatsverschuldung: Was bedeutet dies?

Ein weiteres Thema, das wieder in den Blickpunkt des Interesses gerückt ist, betrifft die US-Staatsverschuldung, die in den letzten zehn Jahren drastisch angewachsen ist. Es stellt sich die Frage: Woher soll die Nachfrage nach US-Staatsanleihen kommen, wenn der Staat weiterhin hohe schuldenfinanzierte Defizite ausweist, aber die US-Notenbank weniger Anleihen kauft? Unseres Erachtens sind US-Staatsanleihen in einer Preisfindungsphase, in der sich die Renditeniveaus entsprechend der Nachfrage anpassen. Die im November anstehende US-Präsidentschaftswahl trägt zur Unsicherheit bei, da unklar ist, ob und wie der Wahlsieger das Defizit abbauen will. Vor diesem Hintergrund bevorzugen wir qualitativ hochwertige Unternehmensanleihen gegenüber Staatsanleihen; dabei legen wir Wert auf gute Qualität, um Solvenzprobleme zu vermeiden.

Chancen in Europa

Für Europa sehen wir angesichts der rückläufigen Inflation und der schwachen Konjunktur wenig Grund, warum die Europäische Zentralbank ihre Zinssenkungen verzögern sollte. Wir empfehlen, sich wie in den USA auch in Europa auf hochwertige Unternehmensanleihen zu konzentrieren. Darüber hinaus dürften Staatsanleihen der Peripherieländer des Euroraums von einem sich aufhellenden Konjunkturbild profitieren.

Schwellenländeranleihen in Hartwährung

Für risikofreudigere Anlegerinnen und Anleger auf der Suche nach höheren Renditen sind Schwellenländertitel in Hartwährung unser bevorzugtes Anleihensegment. Wir plädieren für ein selektives Engagement und würden uns dabei auf drei Unterkategorien konzentrieren: auf asiatische Investment-Grade-Anleihen aufgrund ihrer attraktiven Bewertungen, auf lateinamerikanische Anleihen wegen ihrer positiven Wachstumsaussichten und auf Anleihen aus dem Nahen Osten angesichts der stabilen Ölpreise.

Eine ausgewogene Mischung unterschiedlicher Laufzeiten

Bezüglich Laufzeiten ist unserer Ansicht nach ein ausgewogener Ansatz, also ein Engagement in Anleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten, der Schüssel zum Erfolg. Die US-Renditekurve ist nach wie vor invers, d. h. die Renditen kurzfristiger Anleihen sind höher als diejenigen von langfristigen. Wir halten ein gewisses Engagement in kurz laufenden Anleihen für sinnvoll, um von ihren attraktiven Renditen zu profitieren. Doch wenn diese Anleihen in nicht allzu ferner Zukunft fällig werden und Mittel zur Wiederanlage zur Verfügung stehen, könnten die Renditen deutlich niedriger ausfallen. Dies rechtfertigt unseres Erachtens auch ein gewisses Engagement in Anleihen mit längeren Laufzeiten, deren Renditen derzeit niedriger sind als die von Titeln mit kürzeren Laufzeiten. Wer sich diese historisch hohen Renditen sichert, kann für einen längeren Zeitraum profitieren. Gleichzeitig empfehlen wir, das Durationsrisiko zu steuern und bei Renditeschwankungen aktiv zu werden; dies erfordert mehr Flexibilität und ein Wegkommen vom Kauf- und Haltemuster der vergangenen Jahrzehnte.

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