Worum geht es?
Die Volatilität an den globalen Finanzmärkten könnte gegen Jahresende aufgrund der Unsicherheiten im Zusammenhang mit den US-Wahlen, den Spannungen im Nahen Osten und den allgemeinen Wachstumssorgen anhalten. Anlegerinnen und Anleger können aber von einem anhaltend attraktiven Umfeld profitieren, da Zinssenkungen bevorstehen und die Stimmung nicht übermässig optimistisch ist.
Vorübergehende Marktkorrekturen sind möglich, aber gemäss den Einschätzungen unseres Research-Teams eher technischer als fundamentaler Natur. Auf makroökonomischer Ebene erwarten wir eine volatile und moderate Fortsetzung der konjunkturellen Erholung, die von einer robusten US-Nachfrage, einem anhaltenden Investitionszyklus im Bereich der künstlichen Intelligenz, den chinesischen Exporten im verarbeitenden Gewerbe und einer insgesamt robusten Nachfrage nach Dienstleistungen, die die Schwäche des verarbeitenden Gewerbes ausgleicht, getragen wird. Zudem verlagern die Zentralbanken ihren Fokus zunehmend von der Inflationsbekämpfung auf die Wachstumsförderung und ebnen damit den Weg für (weitere) Zinssenkungen, denen sich die USA voraussichtlich noch in diesem Monat anschliessen werden.
Aktien: Bei den Gewinnern bleiben, Zykliker zur Diversifikation in Betracht ziehen
Der Anstieg der Volatilität Anfang August dämpfte die übermässige Markteuphorie etwas und legte damit den Grundstein für weitere Kursgewinne. Wir halten es zwar für möglich, dass die Aktienmärkte die Talsohle noch nicht durchschritten haben und im Vorfeld der US-Wahlen die Markttiefs erneut getestet werden. Wer noch nicht voll in den aktuellen Aktien-Bullenmarkt investiert ist, könnte jedoch dadurch von einem attraktiven Einstiegspunkt profitieren.
Die Fundamentaldaten sprechen weiterhin für Aktien: Das Gewinnwachstum hat sich ausgeweitet, und US-Aktien sind in der Vergangenheit nach Zinssenkungen jeweils gestiegen, wenn eine Rezession ausblieb, wovon wir in unserem Basisszenario ausgehen.
Die Vergangenheit hat auch gezeigt, dass dies eine interessante Möglichkeit sein kann, das Portfolio auf die Gewinner, z. B. qualitativ starke Wachstumswerte, zu konzentrieren und gleichzeitig mit Zyklikern die Diversifikation zu optimieren. Bei zyklischen Titeln konzentrieren wir uns auf erstklassige Midcaps, deutsche Aktien, Industriewerte sowie unsere Next-Generation-Themen wie Automation & Robotik und Städte der Zukunft. KI-Aktien sieht unser Research-Team weiterhin als gute Möglichkeit, an der vierten industriellen Revolution zu partizipieren.
Was die spezifischen Märkte anbelangt, bleiben wir für Japan optimistisch. Wir erwarten eine weitere Abschwächung des japanischen Yen, was in der Regel für positive Renditen spricht. In den Schwellenländern begrenzen die Unsicherheiten im Zusammenhang mit den US-Wahlen und die Nervosität aufgrund der (lokalen) Wahlen das Aufwärtspotenzial – trotz der soliden Fundamentaldaten der Unternehmen. Deshalb bevorzugen wir Schwellenländer, die nicht von den USA getrieben werden, d. h. Indien aufgrund seines strukturellen Wachstums und – aus taktischer Sicht – China, wo die negative Stimmung mehr als eingepreist zu sein scheint.
Anleihen: Kreditrisiko für die Rendite, Duration für die Absicherung
Aktuell bevorzugen wir USD-, aber auch EUR-Anleihen mit niedrigem Investment-Grade-Rating für Anlegerinnen und Anleger, die Wert auf Rendite und Qualität legen. In Europa schaffen das geringere Wachstum und die niedrigere Inflation ein relativ günstiges Umfeld für hochwertige Anleihen. Staatsanleihen der Peripherieländer geben wir gegenüber Staatsanleihen der Kernländer weiterhin den Vorzug.
Nachdem die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen unter 4.0% gefallen sind, halten wir angesichts des soliden US-Wachstums qualitativ hochwertige USD-Anleihen mit längeren Laufzeiten mit Blick auf Diversifikations- und Absicherungsaspekte für attraktiv. Im Bereich von 5.0% sind könnten sie auch als attraktiv gesehen werden, was die Kapitalgewinne anbelangt. Insgesamt zeigt dies, dass Anleihenanleger flexibler werden und sich von klassischen Kauf- und Halte-Strategien verabschieden sollten.
Schwellenländeranleihen in Hartwährung sind nach wie vor unser bevorzugtes Anleihensegment für Anleger, die höhere Renditen anstreben und die damit verbundenen Risiken tragen können. Angesichts des wirtschaftlichen und politischen Umfeldes ist hier jedoch eine gewisse Vorsicht geboten.
Gold und der US-Dollar: Noch keine Hassliebe
Der Goldpreis behauptete sich diesen Sommer gut und überschritt sogar zum ersten Mal das Niveau von USD 2’500 pro Unze. Dieser neue Rekordwert ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass die bisherigen Treiber der Rekordjagd – die chinesische Investitionsnachfrage und die Käufe der Zentralbanken – zum Stillstand gekommen sind. Die Rückkehr der chinesischen Investoren und der Zentralbanken, deren Hauptmotivation in vielen Fällen eher politischer als wirtschaftlicher Natur ist, könnte aber bereits den nächsten Boom befeuern. Wir gehen davon aus, dass sich der US-Dollar weiterhin in einer gewissen Bandbreite bewegen wird, da die niedrigeren Zinsen durch das überdurchschnittliche Wachstum der US-Wirtschaft kompensiert werden dürften. Daher könnte es jetzt auch für Nicht-USD-Anleger von Vorteil sein, in Gold zu investieren.
Alternative Anlagen: Das Umfeld ist günstig
Im Private-Equity-Bereich könnte jetzt ein guter Zeitpunkt sein, eine Kern-Allokation aufzubauen, und zwar über Bausteine, die Buyouts bevorzugen. Diversifizierte Private-Equity- und Co-Investment-Fonds, die den mittleren Buyout-Sektor abdecken, dürften sich im aktuellen Umfeld als relativ robust erweisen. Die Unternehmen in diesen Portfolios profitieren oft von Ausstiegsmöglichkeiten durch Fusionen und Übernahmen sowie von einer geringeren Verschuldung.
In diesem Zusammenhang sind auch Hedgefunds zu nennen: Sie erschliessen Renditequellen, die für traditionelle Anleger kaum oder gar nicht zugänglich sind. Sollten wir in den kommenden Monaten, wie allgemein erwartet, mit einem volatileren Marktumfeld konfrontiert sein, können Hedgefunds aufgrund ihrer Fähigkeit, unabhängig von den Marktbewegungen Renditen zu erzielen, jetzt als Portfoliobeimischung interessant sein.
Was heisst das aus Anlegersicht?
Jetzt gilt es, investiert zu bleiben, Chancen zu nutzen und sich auf einen ereignisreichen Herbst einzustellen. Wer dem Wandel richtig begegnet, sich adäquat positioniert und den neuen Entwicklungen Rechnung trägt, kann von den attraktiven Chancen profitieren, die dieses dynamische Umfeld bietet. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um den Grundstein für den langfristigen Anlageerfolg zu legen.