1. Wahrnehmung

Langsame Autos, keine hochdrehenden Motoren, Fahrzeugwechsel während des Rennens – in den Anfangstagen der Formel E war die Skepsis gross. Das hat sich in den vergangenen zehn Jahren verändert. Heute ist die Serie ein Ziel für die besten Motorsporttalente der Welt. Von allen Weltmeisterschaften beteiligt sich hier die grösste Anzahl von Automobilherstellern. Abseits der Rennstrecke setzen auch die Verbraucher auf Elektromobilität. Die Kosten sinken, die Angst vor mangelnder Reichweite schwindet und fast täglich kommen neue Modelle in allen Formen und Grössen auf den Markt: Vom Elektro-SUV über den Sportwagen bis hin zum kleinen, kompakten E-Auto. Studien zeigen, dass sich heute mehr als die Hälfte der Menschen, die einen Autokauf planen, für ein vollelektrisches Fahrzeug, einen Plug-in-Hybrid oder ein Hybridfahrzeug entscheiden. Der Trend geht eindeutig von rot zu grün.

2. Reichweite

Zu den grössten Bedenken der Fahrerinnen und Fahrer von Elektrofahrzeugen gehört die «Reichweitenangst», d. h. die Befürchtung, dass die Batterie des Fahrzeugs nicht ausreicht, um eine bestimmte Strecke zurückzulegen. Ob Sie es glauben oder nicht: Als die Formel E startete, ging es den Rennfahrern genauso! In den ersten vier Saisons mussten die Fahrer nach der Hälfte des Rennens den Wagen wechseln, weil die Kapazität der Batterien nicht ausreichte, um das ganze Rennen durchzuhalten. Die Reichweitenangst gehört dank der verbesserten Batteriechemie und der immer grösser werdenden Batterien nach und nach der Vergangenheit an. Kommerziell erhältliche Elektroautos haben heute eine Reichweite von bis zu 685 km. Wenn man bedenkt, dass die Amerikaner im Durchschnitt knapp 60 km pro Tag fahren (und die Europäer weniger als die Hälfte), ist es unwahrscheinlich, dass man auf dem Weg zur Arbeit einen Zwischenstopp zum Aufladen einlegen muss.

3. Motorleistung

Bei der Elektrifizierung der Antriebstechnik geht es natürlich nicht nur um Batterien. Spricht man mit einem Auto-Fan, kommt man schnell auf die Frage, inwieweit die verbesserte Reichweite auf die Batterieleistung zurückzuführen ist – ein Bereich, in dem die Erfahrungen aus zehn Jahren Elektro-Rennsport die Performance verbessert haben. Der neueste Formel-E-Rennwagen der dritten Generation verfügt über eine Leistung von 350 kW – eine Steigerung von 75 Prozent gegenüber dem ursprünglichen Modell der ersten Generation. Diese Technologie diente als Katalysator für die Batterietechnologie, die auch in Strassenfahrzeugen eingesetzt wird. Seit dem Start der Formel E im Jahr 2014 ist die Batteriekapazität des Nissan Leaf, eines der beliebtesten Elektroautos der Welt, um 181 Prozent gestiegen. Einen weiteren Wendepunkt dürfte der Durchbruch in der Festkörperbatterietechnik in diesem Jahr markieren. Festkörperbatterien sind sicherer, können das Auto auch über längere Strecken antreiben und senken die Produktionskosten.

4. Schnelligkeit

Elektroautos hatten noch nie ein Problem mit dem Anfahren an der Ampel. Ob Rennwagen oder Strassenfahrzeug, sie gehören zu den schnellsten und dynamischsten Fahrzeugen der Welt. Zwischen 2014 und 2023 stieg die Höchstgeschwindigkeit eines Formel-E-Autos um satte 97 km/h auf 322 km/h, und das Modell der neuesten Generation beschleunigt in 2,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Auch elektrische Standardstrassenwagen, die keine hohe Leistungsfähigkeit beanspruchen, können in weniger als fünf Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen. Im September 2023 brach ein von Julius Bär gesponserter Elektro-Rennwagen, den Studierende der ETH Zürich und der Hochschule Luzern entwickelt hatten, den Beschleunigungsweltrekord für Autos, indem er es in 0,956 Sekunden von 0 auf 100 km/h schaffte!

5. Nachhaltigkeit

Ein Kritikpunkt an Elektrofahrzeugen ist, dass sie weniger nachhaltig sind als behauptet, da für die Herstellung der Batterien grosse Mengen an Lithium abgebaut werden müssen. Die Recyclingraten für diese Batterien sind mit weniger als 5 Prozent sehr niedrig. Aber dank der Formel E, die den Weg weist, wird diese Zahl mit der Zeit und der Innovation steigen. Alle Batterien der Formel-E-Autos werden nach ihrem Einsatz wiederverwendet, und mehr als 60 Prozent der Batterien können recycelt werden. Das Team von Julius Bär Research geht davon aus, dass letztendlich 95 Prozent aller Altbatterien dem Recycling zugeführt werden. Bis zur Mitte des Jahrhunderts wird Recycling den grössten Teil des Bedarfs an Batteriemetallen decken können. Der Recyclingkreislauf wird geschlossen, was den Weg für wirklich nachhaltige Elektroautos ebnet.

6. Absatz

Eines der Hauptziele der Formel E, als sie 2014 an den Start ging, war es, den Verkauf von Elektrofahrzeugen allgemein zu beschleunigen. Als das Gen1-Auto auf die Strasse kam, wurden weniger als 400 000 Elektrofahrzeuge verkauft. Für das Jahr 2024 wird ein Absatz von 14 Millionen Elektrofahrzeugen erwartet. Das ist eine Steigerung um den Faktor 28. Unsere Forscherinnen und Forscher gehen davon aus, dass der Marktanteil neu verkaufter Elektrofahrzeuge auf den wichtigsten Automärkten der Welt in China, den Vereinigten Staaten und Europa bis 2030 auf 75 Prozent und bis 2050 auf über 95 Prozent steigen wird.

7. China

Es passt gut, dass das allererste Formel-E-Rennen 2014 in Peking stattfand. In den letzten zehn Jahren hat China eine führende Rolle bei der Elektrifizierung der Automobilindustrie eingenommen. China ist heute der weltweit grösste Hersteller und Markt für Elektrofahrzeuge. 76 Prozent des weltweiten Angebots an Batterien für Elektrofahrzeuge stammen von chinesischen Herstellern. Etwa jedes dritte Auto in China hat heute einen Stecker. Auch die Volksrepublik investiert in die Zukunft des Elektroauto-Rennsports: Die Provinz Hainan kündigte kürzlich Pläne für den Bau einer USD 700 Millionen teuren Rennstrecke an, auf der unter anderem die ABB FIA-Formel-E-Weltmeisterschaft ausgetragen werden soll.

8. Ladestationen

Ob als Rennfahrer auf der Jagd nach der besten Rundenzeit auf dem Stadtkurs oder als Pendler auf dem Weg zur Arbeit – niemand möchte Zeit durch das Aufladen seines Fahrzeugs verlieren. Ein immer dichteres Netz von Ladestationen in Verbindung mit kürzeren Ladezeiten bedeutet, dass Sie schneller wieder am Steuer sitzen können, als es dauert, Ihr Smartphone aufzuladen. Die Internationale Energieagentur geht davon aus, dass bis Ende des Jahres 2022 weltweit 2,7 Millionen öffentliche Ladepunkte zur Verfügung stehen werden. Das ist ein Anstieg von 55 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und die Ladezeiten werden ständig kürzer. Ladestationen für Privathaushalte können Elektrofahrzeuge in 6 bis 8 Stunden vollständig aufladen, während öffentliche Schnellladegeräte die Reichweite in nur 10 Minuten um 300 km erhöhen können. Ausserdem müssen Plug-Ins bei durchschnittlicher Fahrzeugnutzung nur alle 1-2 Wochen vollständig aufgeladen werden.

9. Zweiräder

Sieger und Verlierer auf der Formel-E-Rennstrecke mögen auf vier (recycelbaren) Rädern um die Innenlinie kämpfen – aber die Zukunft der Elektrofahrzeuge hängt nicht von der Anzahl der Räder ab. Wussten Sie, dass Zweiräder – Mopeds, Motorroller und Motorräder – etwa 30 Prozent der weltweiten Mobilität ausmachen? Auch hier sorgen steigende Reichweiten, sinkende Batteriekosten und eine unterstützende Politik für Begeisterung bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern, insbesondere in China, Südasien und Südostasien. Der Zweiradmarkt wird bis zum Ende dieses Jahrzehnts einen Wert von weit über 200 Mrd. USD erreichen, und bis 2030 werden 30 Prozent der Zweiräder elektrisch betrieben sein.

10. Grüne Städte

Es ist kein Zufall, dass sich die Organisatoren der Formel E von Anfang an für Strassenkurse entschieden haben, die mitten in den grössten Städten der Welt liegen. Von Schanghai und Mexico City bis Monaco und London ist das Ziel klar: Wir wollen zeigen, wie sauberer Verkehr die Lebensqualität in unseren Städten verbessern kann. Die Serie leistet einen direkten Beitrag zur Luftreinhaltung in allen Regionen, in denen sie ausgetragen wird, indem sie in Projekte zum Emissionsausgleich investiert und dafür sorgt, dass Reifen, Batterien und ausgediente Chassis recycelt werden. Ihr Vermächtnis geht jedoch weit über ihren eigenen Netto-Null-CO2-Fussabdruck hinaus. Die Formel E bringt Branchenexperten, Behörden und Mobilitätsfachleute zusammen, um die Probleme überfüllter und stark verschmutzter Städte zu lösen. Und sie arbeitet mit Städten zusammen, um die Infrastruktur zu verbessern und das Bewusstsein für die Vorteile von Elektrofahrzeugen zu schärfen – eines der wirkungsvollsten Mittel zur Bekämpfung der Luftverschmutzung in Städten.

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